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18.11.2011; Kachelofenfabrik Neustrelitz

Im Schatten des Gulags - als Deutsche unter Stalin geboren
Filmvorführung und Gespräch mit den Filmschaffenden in der Kachelofenfabrik

Deutsche Emigranten, die ihrer feindlich gewordenen Heimat entronnen waren, leben bescheiden und beengt unter Genossen und Gleichgesinnten und sind bereit, ihre ganze Energie in den Aufbau des Sozialismus einzubringen. Auch wenn sich viele Träume nicht sofort verwirklichen lassen, so bleibt die Hoffnung auf eine strahlende Zukunft für die Kinder.
Bald wird ihr Leben jedoch von der Furcht vor der stalinistischen Verhaftungswelle bestimmt. Wahllos, völlig willkürlich scheint die Auswahl. Die "Volksfeinde" kommen auf der Basis grotesker Beschuldigungen in die Lager. Viele gehen dort zugrunde; Die Zahl der Betroffenen geht in die Millionen. Besonders misstraut man den früher begeistert aufgenommenen Kommunisten aus aller Welt. Mit Beginn des Krieges verschärft sich die Lage weiter, insbesondere für die Deutschen im Lande. Frauen und Kinder werden evakuiert; Kinder ohne Eltern werden in Kinderheime gesteckt. Im Hinterland, wo Hunger und Elend herrschen, sind die Evakuierten jedoch nicht willkommen.
Nach dem Ende des Krieges und Stalins Tod werden viele rehabilitiert und kehren zurück in die Heimat. Die Kinder der Emigranten ergreifen die Chancen auf Bildung und berufliche Entwicklung, erleben jedoch auch hier Ausgrenzung als vermeintliche "Russen" und bleiben bis zur Wende zum Schweigen verurteilt über die wahre Geschichte und ihre schrecklichen Erfahrungen. Einige wissen bis heute nicht, was mit ihnen und ihren Eltern wirklich geschah. Dokumentarfilmerin Loretta Walz (Grimmepreis 2006) und die Historikerin und Publizistin Annette Leo in ihrem Film erzählen eindrucksvoll sechzig Jahre kaum bekannter Geschichte. Viele der Interviewpartner sprachen zum ersten Mal über ihr Leben und das Schicksal ihrer Eltern in der Sowjetunion. Im wiedervereinigten Deutschland fürchteten sie, dass nicht nur ihre Heimat, die Sowjetunion, sondern auch die kommunistischen Ideale ihrer Eltern in Misskredit geraten, wenn über das Schicksal ihrer Familien gesprochen wird. An ihre Kindheit im Schatten des Gulag erinnern sich acht Frauen und Männer, diefast alle in der Sowjetunion zur Welt kamen und deren deutsche, meist jüdische Eltern während der stalinistischen Säuberungen von ihren eigenen Genossen verfolgt oder ermordet wurden. Ihre Erinnerungen sind ausschließlich mit historischem Foto- und Filmmaterial bebildert.
Der Film wird einmalig am Freitag, d. 18.11., um 19:30 Uhr auf Initiative von "Kultur in Bewegung" e.V. in Kooperation mit der Kachelofenfabrik Neustrelitz in der Galerie gezeigt.
Anschließend bitten die beiden Filmschaffenden Annette Leo und Loretta Walz zum Gespräch.

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